Ein wunderschöner Ort

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20002.

Dieser Planet ist ein wahres Paradies.
Blauer Himmel, tiefblaues Meerwasser, azurblau beleuchtete Wolken bei Sonnenaufgang und Laubbäume mit prächtigen Blätterkronen.

Es gibt nur eine Sonne, die recht klein und weiß ist und leider nicht besonders gut wärmt. Dabei lieben Saurier doch ein ausgedehntes Sonnenbad und die wohlige Hitze so. Laut Sensorendaten befand ich mich unglücklicherweise auch noch auf der nördlichen Hemisphäre, etwas oberhalb der Mitte zwischen Äquator und nördlichem Polarkreis.


Offensichtlich war die vor mehr als zweihundert Jahren durchgeführte „Impfung“ des Planeten mit Saurier-DNA-Bestandteilen erfolgreich verlaufen. Das Genmaterial ist so programmiert, dass sich unsere Saurierspezies – in extrem beschleunigtem Tempo – zur höchsten Spezies in der neuen Biosphäre entwickelt. Andere reptile Arten kommen aufgrund der natürlichen Schwankungen und nicht auszuschließenden Zufallsreproduktion in gewissem Umfang vor, sollten aber deutlich weniger weit fortgeschritten sein in ihrer Evolution. Nichtreptile Arten kommen nach dem Zufallsprinzip und entsprechend ihrer beschleunigten genetischen Entwicklung in unterschiedlichster Ausprägung vor.

An diesem ersten Tag endeckte ich sogleich einen echten fliegenden Fisch.

Und in der folgenden Nacht wurde ich Zeuge eines beunruhigenden Spektakels im flachen Wasser, einige Meter entfernt von unserer Gruppe entfernt. Offensichtlich kämpften zwei Tiere unterschiedlicher Spezies miteinander. Zuerst hörte ich sie nur im Wasser plantschen. Dann erzuckte ein Heller Blitz in meinem Augenwinkel. Entsetzt hielt ich Ausschau nach Wesen, die eine Energiewaffe abgefeuert haben könnten oder nach sonst einem Zeichen fortgeschrittener Technologie. Dann sah ich die zwei Tiere gespenstisch in dem Schein ihrer eigenen elektrischen Entladung als Silhouette. Ein beeindruckendes Schauspiel – wenn auch nicht ungefährlich!

Dies würde in Zukunft auf alle Fälle zu einem interessanten Thema der Exobiologischen Forschung werden. Wobei hier der Begriff „Exo“ nicht zu 100% zutrifft. Immerhin tragen die hier angesiedelten „Ureinwohner“-Saurier zu einem Großteil das genetische Material meiner urprünglichen Art in sich. Nur geringfügig ist die DNA verändert, weil sie natürlich die chemischen Elemente für ihren Bau verwenden musste, die speziell auf diesem Planeten vorkommen.


Aber verlassen wir nun diesen Exkurs in die Genbiologie des Terraformings und kehren an den Lagerplatz der Ureinwohner zurück.

Der Heiler zeigte mir in den letzten Wochen einige von den Früchten, die er mir als essbar beschrieb und lernte mir, wie man sie zubereitet oder roh verzehren kann. Wir hatten erstaunlich wohlschmeckende Mahlzeiten und ich war froh, dass sie doch nicht nur aus Algen bestanden.

Ich sprach außerdem mehrmals mit dem Dorfältesten, dessen Weisheiten sich mir nicht wirklich erschlossen. Der Universalübersetzer leistete mir dabei auch keine nutzbringende Hilfestellung.

Zur Dämmerung gesellte ich mich meist zu den immernoch sehr schweigsamen Wesen und  betrachtete den Sternhimmel mit dem Band der Galaxie, das sich über ihn hinweg zog. Dieses System liegt weit draußen auf einem entfernten Spiralarm. Was für eine schöne Welt – auch wenn ich auf mehr als einen Zentralstern gehofft hatte.

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